Kahla, den 23. 04. 2002

Werner Rügemer: "Staatsgeheimnis Abwasser"

Zebulon-Verlag, ISBN 3-928679-32-5 – Preis: 12,50 €

Am 23. April, dem Welttag des Buches, möchten wir Ihnen einen Favoriten dazu vorstellen.
Ein hinreißendes Buch, das in keinem Bücherschrank einer Bürgerinitiative gegen überhöhte Kommunalabgaben fehlen darf. Der Kölner Autor Werner Rügemer hatte bereits 1995 seine Enthüllungen zum „Staatsgeheimnis Abwasser“ im Zebulon-Verlag veröffentlicht. Es ist zwar im Buchhandel vergriffen, kann aber noch über den Autor im Internet unter www.werner-ruegemer.de bestellt werden.

Über unsere Köpfe hinweg werden unsaubere Geschäfte mit der Kanalisation gemacht. Die Abwassergebühren werden stets erhöht. Der Bürger zahlt – doch wer trägt eigentlich den Hauptanteil an der Wasserverschmutzung? Werner Rügemer beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema "Abwasser". Er deckt in seinem Buch ökologischen und finanziellen Unsinn auf, den der Staat lieber als Staatsgeheimnis behandelt.

Dr. Werner Rügemer, Jahrgang 1941, studierte Literatur, Philosophie und Pädagogik. Der Publizist und Buchautor arbeitet von 1975 bis 1990 als Redakteur der Zeitschrift Demokratische Erziehung und von 1991 bis 1993 im Rhein-Institut Köln. Er ist Mitglied der Abwassertechnischen Vereinigung (ATV) und der Initiative Business Crime Control (BCC), die sich um Fälle von Wirtschaftkriminalität kümmert. Werner Rügemer gründete die Initiative "Sauberes Abwasser – saubere Gebühren".

In seinem Buch "Staatsgeheimnis Abwasser" werden dem interessierten Bürger die wahren Dimensionen der Abwasserproblematik deutlich gemacht. Nicht der Mensch mit seinem Häufchen Endprodukt verursacht die teuren Klärwerkskosten, sondern die Wirtschaft, die sich über zentrale Entsorgungsleitungen ihrer, mit allen möglichen Substanzen verunreinigten Abwässer entledigt.
Zuständige Behörden schauen dabei diskret zur Seite. Diese organisierte Wirtschaftskriminalität beim Klärwerksbau und Milliarden Gewinne für die Beton- und Abwasser-Lobby lassen so manche Provision für bestimmte Gegenleistungen fließen, auch im politischen Bereich.

Einige aufgedeckte Skandale Ende der 80er Jahre in Köln, München und anderswo waren da sicher nur die Spitze des Eisberges aus Geldgier, Macht und Korruption der Abwasser- und Betonmafia in Westdeutschland. Die sensationelle Wendezeit und Wiedervereinigung Deutschlands ließen die Prozesse gegen ertappte Wasservergifter Anfang der 90er Jahre in den Hintergrund der öffentlichen Schlagzeilen treten. Über diese dunklen Machenschaften wurde nur regional und begrenzt von den Medien berichtet.
Viele Strafprozesse verliefen im Sande wie Gülle, die auf das Feld gepumpt wird. Wie so oft in der Justiz bestrafte man die kleinen Klärwerker und Transporteure mit aller Härte des Gesetzes. Die eigentlichen Drahtzieher der beteiligten Firmen, behördlich Verantwortliche und politische Hintermänner kamen meist glimpflich davon.

Politische, technische und kriminelle Hintergründe beleuchtet Werner Rügemer in seinem Buch „Staatsgeheimnis Abwasser“ sehr anschaulich und verständlich.
Mitglieder von Bürgerinitiativen werden es nicht mehr loslassen können. Das Buch ist eine Pflichtlektüre für alle, die an der Abwasserfront gegen die unheilige Allianz von Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Abwasserlobby ankämpfen und daran manchmal verzweifeln.

Manch ein Straftäter aus dem Westen hat nach der Wende wohl in den neuen Bundesländern Unterschlupf gefunden und sitzt nun mit seiner Fachkompetenz wieder an verantwortlicher Stelle in diesem Milliardenpoker um das braune Gold und Geld der Menschen. Wie anders ist es sonst zu erklären, dass beim Aufbauprogramm Abwasser-Ost die gleichen Fehler gemacht wurden.
Überdimensionierte Klärwerke und lange Leitungen im ländlichen Raum und bei den kommunalen Würdenträgern lassen Hersteller, Planer und Vermittler zwar kräftig verdienen, aber die Gebühren immer weiter in die Höhe treiben. Was stört das den Großeinleiter, der zu Dumpingpreisen sein Wasser beziehen und - still und leise mit allen möglichen Rückständen versehen - billig entsorgen kann. Der deutsche Michel hält den Mund und bezahlt treu und brav seine Abgaben an Vater Staat.

In Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern wehren sich zehntausende aufgebrachter Menschen in Bürgerinitiativen gegen überhöhte Kommunalabgaben. Vielerorts sind daraus sogar schon unabhängige Wählervereinigungen geworden, die sich auf Kommunal-, Kreis- und Landesebene für mehr Demokratie und bezahlbare Steuern und Abgaben einsetzen.
Auch in Kahla kämpfen Menschen gegen diese Plünderung ihrer Region. Man darf gespannt sein, ob es dem David Bürgerinitiative gelingt, gegen die mächtige politische Lobby des Abwasser-Zweckverbandes den Stein zu platzieren.
Ansonsten steht der Privatisierung des Wasser- und Abwassernetzes in der Region durch die Tochter des multinationalen Konzerns RWE kaum noch etwas im Wege, da seine Tochterfirma RWE Umwelt Aqua GmbH längst die Geschäfte des WAV fest im Griff hat...

[Unter Verwendung eines Textes der Bürgerinitiative gegen überhöhte Kommunalabgaben im Landkreis Ludwigslust, M/V]


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