Üblicherweise profitieren Verbraucher von seinen Maßnahmen und große Konzerne leiden erträglich. Doch bei der Neuordnung des Autovertriebs geht Monti zu weit. Unter der Bezeichnung "Gruppenfreistellungs-Verordnung", die bis 2010 den Übergang zum freien Handel in der EU regeln soll, verbirgt sich bei näherem Hinsehen schon jetzt eine weitgehende Liberalisierung.

Vertragshändler aus dem Ausland sollen Händlern im Inland mit günstigeren Preisen Konkurrenz machen dürfen, und diese können aufgrund ihrer vertraglichen Bindung an Hersteller kaum reagieren. Weder dürfen sie den Ort wechseln, noch eine zweite Niederlassung in Deutschland gründen. Es sei denn, sie wählten ebenfalls den Weg ins Ausland, kauften sich in einem Autohaus ein und träten unter dessen ausländischer Flagge mit einer zweiten Niederlassung in der Heimat an. Großen Autohäusern mag das möglich sein, kleine mittelständische Betriebe aber bleiben auf der Strecke.

Das Ziel Montis ist klar. Durch die grenzüberschreitende Konkurrenz und die Unruhe in der Branche will er die Konzerne zwingen, die Listenpreise für Neuwagen innerhalb der EU zu vereinheitlichen. Doch die Lasten der Marktöffnung tragen in diesem Fall weniger die Hersteller, die zwar die Steuerung ihres Händlernetzes verlieren, aber deshalb noch lange nicht weniger Autos verkaufen werden. Die Lasten tragen vor allem die Händler, denen vielerorts ohnehin das Wasser bis zum Halse steht.

Abgesehen davon werden die Neuwagenpreise nicht grundsätzlich sinken, in Einzelfällen sogar steigen, weil es Mischpreise zu finden gilt. Obgleich vieles an Montis Plänen begrüßenswert ist, beispielweise die Neuordnung des Reparaturmarktes, die entscheidende Frage drängt sich auf: Wozu benötigt man noch eine Gruppenfreistellungs-Verordnung, wenn sie in Wahrheit den Markt schon jetzt freigibt?