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6. Februar 2002












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06.02.2002    
Bohr-Briefe: Heisenberg glaubte an Nazisieg mit Atomwaffen

Kopenhagen/Starnberg (dpa) - Bisher unveröffentlichte Dokumente des dänischen Atomphysikers Niels Bohr haben den Streit um die Rolle deutscher Physiker bei der Entwicklung der Atombombe für die Nationalsozialisten neu entzündet. Die elf am Mittwoch über das Internet veröffentlichten Brief- und Textentwürfen beziehen sich auf ein Treffen Bohrs mit den deutschen Physikern Werner Heisenberg (1901-1976) und Carl Friedrich von Weizsäcker 1941 im besetzten Kopenhagen.

Der 1962 gestorbene Bohr erklärte darin mehrfach ausdrücklich, die deutschen Physiker hätten ihn von der Unausweichlichkeit eines deutschen Sieges durch noch zu entwickelnde Atombomben im Zweiten Weltkrieg überzeugen wollen.

Der 89-Jährige von Weizsäcker widersprach am Mittwoch im Gespräch mit der dpa der Darstellung Bohrs. Auch Heisenberg hatte einen solchen Gesprächsverlauf nach Kriegsende stets bestritten und erklärt, er habe seinen Ex-Lehrer und väterlichen Freund vor allem warnen wollen.

In einem 1957 oder 1958 abgefassten, aber nie abgeschickten Brief an Heisenberg schrieb Bohr: »Es hat großen Eindruck auf mich (...) gemacht, dass du und Weizsäcker eure sehr entschiedene Überzeugung zum Ausdruck gebracht habt, dass Deutschland siegen würde und es deshalb dumm von uns anderen sei, weiter auf einen anderen Ausgang zu hoffen.« Zu den für Bohr vorher völlig unbekannten Anstrengungen Deutschlands zum Bau einer Atombombe hieß es in dem Briefentwurf: »Du sprachst in vagen Wendungen, die mir den klaren Eindruck vermitteln mussten, dass man in Deutschland unter deiner Leitung alles tat, um eine Atombombe zu entwickeln. Und dass wir nicht über Details sprechen bräuchten, weil du so stark daran beteiligt gewesen seist und dich in den vergangen zwei Jahren mit nichts anderem beschäftigt hättest.«

Der am Starnberger See lebende von Weizsäcker meinte hingegen: »Bohr ist in seiner Erinnerung einem tiefen Irrtum erlegen.« Im September 1941 hätten Heisenberg, er selbst und andere ihre Arbeit an einer deutschen Atombombe schon ergebnislos eingestellt. »Wir waren darüber froh, denn vorher hatten wir Angst, dass wir sie für ein Scheusal wie Hitler bauen würden«, sagte der Bruder von Ex- Bundespräsident Richard von Weizsäcker. In Wirklichkeit habe Heisenberg den damals weltberühmten Bohr dazu bewegen wollen, auch die USA und Großbritannien zu einem Verzicht auf die Entwicklung von Atomwaffen zu bewegen. »Davon wollte Bohr nichts wissen, und er hat das Gespräch sehr brüsk beendet«, erklärte von Weizsäcker.

Bohr schrieb seinen Brief, nachdem er die dänische Übersetzung des deutschen Buchs »Heller als 1000 Sonnen« von Robert Jungk mit der von seiner Erinnerung abweichenden Darstellung des Treffens durch Heisenberg gelesen hatte. In den elf erstmals veröffentlichten Dokumenten findet sich kein einziger Hinweis auf die in der Historiker-Debatte ebenfalls vorgebrachten Vermutung, Heisenberg habe seinen früheren Lehrer Bohr zur Mitarbeit am deutschen Atombombenprojekt »Uran-Verein« überreden wollen. Bohr und Heisenberg hatten unabhängig voneinander vor Machtergreifung der Nazis den Physiknobelpreis erhalten.

Andrew Jackson, Professor für theoretische Physik in Kopenhagen und Präsident des Niels-Bohr-Archivs, sagte zu den Dokumenten: »Das ist alles, was es zu dem Treffen bei uns gibt.« Der Verwalter des Heisenberg-Archivs, Helmut Rechenberg, meinte in München: »Die neuen Sachen enthalten keine Sensationen. Sie sind wie auch alles von Heisenberg dazu Übermittelte subjektive Erinnerung.« Alle elf Dokumente sind im Internet unter der Adresse http://www.nbi.dk/NBA in Dänisch, in einem Fall in Deutsch, sowie generell in englischer Übersetzung abrufbar.


Copyright: Deutsche Presse Agentur

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