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6. Februar 2002












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06.02.2002    
»Schwarze Muse« und letzte große Chansonnette - Juliette Gréco wird 75
Von Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

Paris (dpa) - »Ich bin nur ein kleines Sandkorn«, hat Juliette Gréco einmal gesagt, »und zum Chanson bin ich ganz zufällig gekommen - so wie ein Vogel sich auf einen Ast setzt«.

Die letzte große Chansonette Frankreichs, die "Schwarze Muse" der Intellektuellen vom linken Seine-Ufer, feiert an diesem Donnerstag ihren 75. Geburtstag.
 

Der Zufall hat in dem bewegten Leben der letzten großen Chansonnette Frankreichs in der Tat eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt - ein ganz nebenbei geschossenes Foto machte die Sängerin vor mehr als fünf Jahrzehnten zur Symbolfigur der rebellierenden jungen Leute im Paris der Nachkriegszeit.

Ein Markenzeichen war geboren, eine Karriere auf den Weg gebracht. Die »Schwarze Muse« der Intellektuellen vom linken Seine-Ufer feiert am Donnerstag ihren 75. Geburtstag.

Melancholie in den dunklen Augen, das blasse Gesicht wirkungsvoll umrahmt von schwarzer Haarpracht, dazu in engen Hosen und einem schwarzem Pullover - so saß Juliette Gréco, 20 Jahre jung, auf dem zufälligen Foto vor der Kirche Saint-Germain-des-Prés.

»Wie ist es nun, Gréco, singen sie jetzt?«, fragte Jean-Paul Sartre die junge Südfranzösin aus Montpellier, die sich zu seinem Existentialisten-Kreis gesellt hatte. Auch Albert Camus und Francois Mauriac sollten dann Lieder für sie schreiben. Und die Gréco trat aus den verräucherten Kellern der Rive-Gauche-Existentialisten ins Rampenlicht. Schon bald waren die Titel »Si tu t'imagines«, »L'Eternel féminin« und »Déshabillez-moi« weltbekannt.

Die zierliche Diva des Chansons und lebende Legende, die jedes Lied mit der ihr ganz eigenen Gestik des Körpers und vor allem ihrer Hände betonte, hat nicht ein wechselhaftes Schicksal zu bewältigen gehabt. Ihr Hang zur Schwermut muss aus ihrer schwierigen Kindheit stammen, die sie in ihrer Autobiografie »Jujube« (1983, Ich bin wie ich bin) uneitel und offen beschrieben hat.

Ihren Vater, einen korsischen Polizeikommissar, hat sie kaum gekannt. Die Mutter, die im Widerstand aktiv war und von der Gestapo deportiert wurde, »liebte mich nicht«, wie sie schrieb. Trotz und Unnahbarkeit in der Stimme der Gréco, die so gut zu dem existentialistischen Slogan vom Ekel am Dasein passten, scheinen auf Jugendeindrücke zurückzugehen.

Als sie in den 50er Jahren weniger gefragt war, spielte Juliette Gréco in einigen Filmen mit - bis zum ersten von mehreren Comebacks im Jahr 1957. Zwei Jahre später gastierte sie als erste französische Sängerin im Nachkriegsdeutschland. Dem Auf und Ab ihrer künstlerischen Laufbahn entspricht ihr stürmisches Privatleben. Sie war zunächst mit dem Schauspieler Philippe Lemaire verheiratet, dann von 1966 bis 1977 mit Michel Piccoli. Zu den frühen Liebschaften gehörte auch der legendäre schwarze Jazz-Trompeter Miles Davis. In den 90er Jahren wurde ihre triumphale Rückkehr vor allem von dem Pianisten Gérard Jouannest gefördert - mit ihrem langjährigen musikalischen Begleiter hat sie 1988 auch das Band der Ehe geknüpft.

Das Saint-Germain-des-Prés der Gréco und der Existentialisten ist lange passé. Die Sängerin lebt auf einem Bauernhof unweit von Paris. 1999 war sie erneut auch in Deutschland auf Tournee und begeisterte auch das Pariser Publikum. Ein Herzanfall auf der Bühne zeigte ihr im Mai 2001 die Grenzen ihrer Energie. Ihre Lieder - an die 50 Platten hat sie eingespielt - faszinieren und begeistern jedoch immer noch. Vor allem dank der einzigartigen Interpretation der »Lady in Black«.


Copyright: Deutsche Presse Agentur

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