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Von: r-hold 09.02.2002 18:48

Globalisierungs-Diskussionshilfe Fakten #2

Dies ist die fortführung in einer Serie die als Informations-, Disskussions-, und Mobilisierungshilfe zum Thema kapitalistische Globalisierung dienen sollen. Diese Serie ist aus der Beobachtung entstanden, dass es im deutsprachigen Raum sehr wenige Texte gibt, die sich an Menschen wenden welche sich noch nicht ausführlich mit dem Thema neoliberale Globalisierung beschäftigt haben. Die Texte sind also keine ausführlichen Hintergrundanalysen, sondern sollen einen Einstieg in den Themenkomplex ermöglichen und neugierig machen auf. Gleichzeitig können die einzelnen Punkte auch als Argumentationshilfe dienen.

Leider konten einige Intressante aktuelle Entwicklungen und Ereignisse noch nicht einfließen. Wer Ergänzungs- oder Änderungsvorschläge hat kann Sie hier diskutieren oder per Mail schicken. Sie werden dann in die nächste Version des Textes eingehen. Die aktuellste Version der Texte wird sich im Netz finden unter http://www.offenes-auge.de/global . Diese Texte sind dazu da sie zu kopieren, auseinanderzunehmen, neu zusammenzusetzen und zu ergänzen. Derzeit sind folgende Texte geplant:
Fakten #1 - Einleitung
Fakten #2 - Die Institutionen der Globalisierung
Fakten #3 - Konzerne und Umweltzerstörung
Fakten #4 - Konzerne und die globalisierung der Armut
Fakten #5 - Weltbank

Fakten # 2 - Internationale Handels- und Finanzorganisationen

Fakten # 2 - Internationale Handels- und Finanzorganisationen (oder die Institutionen der Globalisierung)

WTO und Globaler Handel: Wer profitiert?

  • Seit ihrer Gründung 1995 hat die World Trade Organisation (WTO) alle von ihr untersuchten Umweltschutzverordnungen als illegale Handelsbarrieren bewertet, die daher zu ändern oder gleich ganz zu streichen sein. Für Nahrungsmittelschutzgesetze gilt, mit einer Ausnahme [1], das Gleiche.

  • Staaten, deren Gesetze als den Handel hemmend eingestuft wurden - oder solche, denen dieses Urteil noch drohte - haben stets die entsprechenden Bestimmungen ganz aufgehoben oder zumindest verwässert.

  • Nach der WTO-Satzung haben alle 134 Mitgliedstaaten die gleichen Entscheidungsrechte. In der WTO-Realität aber werden alle grundlegenden Entscheidungen von den sogenannten "Großen Vier"[2], den USA, der Europäischen Union, Japan und Kanada, getroffen.

  • Alle Staaten der "Großen Vier" vertreten innerhalb der WTO primär die Interessen ihrer Konzerne. Häufig sind Vertreter der Unternehmen direkt in den Entstehungsprozess rund um die WTO-Bestimmungen eingebunden. In den Vereinigten Staaten wird diese Arbeit von offiziellen "Handels-Beratungs-Komitees"[3] koordiniert, die von der Privatwirtschaft dominiert werden.

  • Das "US International Trade Administration's Energy Advisory Comittee" besteht z. B. ausschließlich aus Vertretern riesiger Öl-, Bergbau- und Gaskonzerne sowie Versorgungsunternehmen. Zu ihnen gehören so bekannte Namen wie Texaco, Enron, Halliburton und Freeport-McMoran.

NAFTA[4] & FTAA[5]: Wer profitiert?

  • 75 Prozent der mexikanischen Bevölkerung lebt heute unterhalb der Armutsgrenze. Zum Vergleich: 1981 waren es "nur" 49 Prozent. Das war jedoch bevor sich Mexiko den Reformen unterzog, die den Weg für das Nord Amerikanische Freihandelsabkommen ebneten.

  • Die Zahl der Mexikaner, die mit weniger als 2 US-Dollar pro Tag auskommen müssen, ist seit dem inkrafttreten von NAFTA um vier Millionen gestiegen.

  • NAFTA brachte den Ländern eine boomende und investitionsfreudige Industrie, aber keinen Fortschritt im Naturschutz. Das Ergebnis ist der Anstieg der Umweltverschmutzung und die damit einhergehenden Gesundheitsprobleme in Nord- wie in Südamerika.

  • In den ersten vier NAFTA-Jahren haben 15 Hersteller von Holzprodukten Niederlassungen in Mexiko eröffnet, wo sie erhebliche Flächen des größten, noch intakten Waldes Nordamerikas fällen ließen.

  • Es finden weiter immense Veränderungen auf den Arbeitsmärkten der Region statt: so sind im Zuge von NAFTA hunderttausende Arbeitsplätze nach Mexiko verlegt worden. 260.000 US-amerikanische ArbeiterInnen sollen an einem speziellen NAFTA-Umschulungsprogramm teilnehmen, wovon insbesondere die MitarbeiterInnen der Kleidungs- und Elektronikindustrie betroffen sind. In diesem Fall trifft es einmal mehr diejenigen Menschen, die ohnedies schon unter Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt zu leiden haben, sind doch in diesen Industriezweigen überdurchschnittlich viele Frauen und Afroamerikaner beschäftigt.

  • Die amerikanische Freihandelszone (FTAA) soll das weitreichenste Handelsabkommen der Geschichte werden. Derzeit verhandeln 34 Staaten über den Vertrag.

  • Obwohl das FTAA an das NAFTA angelehnt ist, ist sein Inhalt doch wesentlich umfassender und weitreichender. Es ist z. B. geplant, völlig neue Rechte an Konzerne zu vergeben. So sollen diese in der Zukunft mit öffentlich finanzierten Regierungseinrichtungen konkurrieren und sie sogar im Sinne des Freien Marktes herausfordern und in Frage stellen. Hiervon betroffen sind: die Gesundheitsfürsorge, das Bildungs- wie das Sozialsystem, die Kulturpolitik und der Umweltschutz.

Weltbank und Internationaler Währungsfonds: Wer profitiert?

  • In den achtziger und frühen neunziger Jahren hat der Internationale Währungsfonds (IWF) sogenannte Strukturanpassungsprogramme über 70 Staaten verordnet.

  • Die so erzwungene Politik hat in 36 südafrikanischen Ländern, in denen über die Hälfte der Bevölkerung in absoluter Armut lebt, dazu geführt, dass die dortigen Binnenmärkte weiter an Bedeutung einbüßten; stattdessen mussten die raren Ressourcen für die Produktion von Exportwaren verschwendet werden. Staatliche Unternehmen und Dienstleistungen wurden privatisiert oder umstrukturiert; die Ausgaben für Gesundheit und Bildung wurden drastisch gekürzt.

  • Die Anzahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, ist in den 90er Jahren in Osteuropa, Südasien, Latein-Amerika, der Karibik und südlich der Sahara erheblich gestiegen - also gerade in den Regionen, in denen Strukturanpassungsmassnahmen durchgesetzt wurden.

  • Die Folgen der Strukturanpassungen führten in vielen Ländern zu massiven Protesten - von Ecuador bis Sambia, von den Phillipinen bis nach Jamaica.

  • Die Meltzer Kommission, ein von beiden großen Parteien der USA besetztes Gremium, befand, dass die Fehler von Weltbank und IWF unteranderem auf "Überlappende Aufgaben, Ineffektivität, Korruption, der Verschwendung von Ressourcen und dem Versagen beim Entwickeln von erfolgreichen regionalen Programmen in Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Umweltschutz und Gesundheitsfürsorge" beruhten.

  • Jedes Jahr vergibt die Weltbank 40.000 Aufträge an private Firmen.

  • Nach Berechnungen des amerikanischen Finanzministeriums erhalten US-Konzerne für jeden Dollar, den die die Regierung der Vereinigten Staaten an die internationalen Entwicklungsbanken zahlt, Aufträge in mehr als doppelter Höhe eben von diesen Banken.

  • Dazu kommt die erschreckende Tatsache, dass 65-75 Prozent der Weltbankprojekte in den ärmsten Ländern als nicht erfolgreich gelten.

Quelle: Joshua Karliner, The Corporate Planet: Ecology and Politics in the Age of Globalization, zitiert nach www.corpwatch.org.
Frei übersetzt.


[1] Ein Abschnitt über die Europäische Union fehlt leider in diesem Dokument. Dies liegt sicherlich daran, dass dies eine Übersetzung einer Seite aus den USA ist. Der Mangel sollte natürlich behoben werden.
[2] Stand März 2001
[3] Gibt es eine korrekte deutsche Übersetzung von "Quads"?
[4] Trade Advisory Committees
[5] North American Free Trade Agreement - Nord Amerikanisches Freihandelsabkommen
[6] Free Trade Area of the Americas - Gesamt Amerikanische Freihandelszone (in Planung)

- eMail: r-hold@offenes-auge.de
Homepage: http://www.offenes-auge.de/global/

 

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Danke! 09.02.2002 19:56

Bin mal auf die weiteren Teile gespannt... Ideal für Flugis übrigens!
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Das SAP des IWF 10.02.2002 08:38

Das Strukturanpssungspogram (SAP) des IWF´s sieht folgende Massnahmen vor: -Löhne blockieren und senken -Sozialausgaben senken, hilfen kürzen oder gar nicht mehr bezahlen/gewähren.Hilfen für Krankenhäuser, Schulen, Sozialwesen usw. streichen -Nahrungsmittelsubventionen streichen. für viele "arme" werden so grundnahrungsmittel unerschwinglich teuer -Währung abwerten:Exportpreise sinken- Importpreise steigen. Exportieren statt konsumieren -Gewinne der Konzerne frei abziehen lassen (aus DATAT, Asit "Welthandel und Welthunger" S.166) Ziel ist die Fähigkeit des Landes aufrecht zu erhalten, Schulden zurück zu zahlen oder zumindest die Zinsen darauf. Für die "Entwicklung" wird nix getan, die Länder werden ausgeplündert.
w.X
@danke 10.02.2002 17:43

ich bin nicht gespannt. Platte Globalisierungskritik, die von ihrem intellektuellen Anspruch her nicht weiter als bis ins "Flugiformat" reichen, auf die kann ich hier getrost verzichten. Damit mag man senile SozialkundelehrerInnen beeindrucken, aber nicht wirklich was über Realität auszusagen.
ohje bové
fragen 10.02.2002 18:10

Vielleicht ist eine solche Abhandlung doch etwas _zu_ grundsätzlich? Was ist mit den "100000en" in Mexiko geschaffenen Arbeitsplätzen? Dargestellt werden außerdem nur die Entwicklungen, seitdem Weltbank/IWF eingegriffen haben. Gibt es Analysen, was passiert wäre, wenn die _nicht_ eingegriffen hätten? Wäre die Situation jetzt besser oder schlechter? 65-75% aller Projekte seien nicht erfolgreich - wer sagt das? 40000 vergebene Aufträge an Privatfirmen - was ist daran schlecht? 34 Staaten verhandeln über FTAA - und?

an oje bove 10.02.2002 20:54

machs besser, du hast hier viel raum!!Staat notorisch nörgeln - fundiert kritisieren.
w.X.
Nicht erfolgreiche Projekte 10.02.2002 22:35

Die Zahlen, beziehen sich auf Angaben der oben bereits erwähnten Melzerkomission, werde ich zusammen mit den Anregungen in die nächste Version einbauen.
Es haben vielleicht nicht alle Zahlen eine direkte politische Bedeutung, können aber vielleicht dazu eignen sich ein paar Dimensionen klar zu machen.
r-hold
Homepage: http://www.offenes-auge.de/global/
... 11.02.2002 18:05

macht hier jemand einer handelsorganisation (WTO) einen vorwurf dass sie sich nur für ein verbesserung der handelsbedingungen interessiert? dafür wurde die organisation ja schließlich auch geschaffen ...
...
... 11.02.2002 18:06

macht hier jemand einer handelsorganisation (WTO) einen vorwurf dass sie sich nur für ein verbesserung der handelsbedingungen interessiert? dafür wurde die organisation ja schließlich auch geschaffen ...
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